Geschichte der Lingualtechnik

Die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts könnte man als „die goldene Zeit“ der lingualen Kieferorthopädie bezeichnen. Erst von diesem Zeitpunkt an kann man von der Lingualtechnik im Sinne einer Multibandapparatur sprechen. Die Straight-Wire-Applikation wurde entwickelt, die ästhetischen Ansprüche intensivierten sich, zudem erhöhte sich die Nachfrage nach der Behandlung von Erwachsenen.

Innerhalb kurzer Zeit zeigten Firmen nun Interesse an der Lingualtechnik. So stellte Ormco ein Team bestehend aus Dr. Graven Kurz, Frank Miller und Graig Andreiko mit dem Ziel der Konstruktion eines lingualen Brackets zusammen. Im Jahr 1979 stellten sie die sogenannte Generation 1 her.

Im Laufe der Zeit wurden schließlich verschiedene Bracketsysteme sowie unterschiedliche Techniken – wie z. B. die TARG- (Torque/Angulation Reference Guide), die CLASS- (Custom Lingual Appliance Set-up) und die Hiro-Methode – zum Einsatz für die Lingualtechnik entwickelt. Die Morphologie der Lingualflächen, die Bracket- und die Bogenapplikation stellten dabei einen Sonderfall dar.

Die Bracketapplikation war bis dahin durch das direkte Kleben erfolgt. Dies brachte allerdings eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich. Die schlechte Zugänglichkeit erschwerte das Einligieren der Bögen, der Hilfselemente sowie das Einsetzen der Brackets. Auch war das Trockenlegen hierbei nicht mit ausreichender Sicherheit gewährleistet. Insbesondere galt dies bei den Unterkieferfrontzähnen, da aufgrund der dort liegenden Ausführungsgänge der Glandulae Submandibularis und Sublingualis mit einem verstärkten Speichelfluss zu rechnen ist.

All dies trug letztlich dazu bei, die indirekte Bracketfixierung zu entwickeln und damit die Arbeitsbedingungen wesentlich zu erleichtern. Mit dem Aufkommen der indirekten Bracketfixierung stand in den 80er Jahren das Set-up im Vordergrund. Es wurde zuerst von Kesling für die Konstruktion einer Retetionsapparatur beschrieben und später dann als dreidimensionales diagnostisches Mittel verwendet.

Seit 2002 werden mit Hilfe der CAD/CAM-Technologie individuelle linguale Brackets angefertigt, die einen verbesserten Patientenkomfort, ein einfacheres Nachkleben im Falle eines Bracketverlustes und ein präziseres Finishing bieten soll.