Die Atemgaskonditionierung findet beim gesunden Menschen zu 75% in den oberen Atemwegen statt. Die Atemwege dienen hauptsächlich der Erwärmung, Befeuchtung und Reinigung der eingeatmeten Luft, aber auch des Wachstums.
Das basiert auf der Theorie der funktionellen Matrix nach Moss. Im Zentrum dieser Theorie steht die Induktion des Schädelwachstums durch die physiologischen sensorischen Funktionen (Atmung, Abbeißen, Kauen, Schlucken Sprechen). Weichgewebsfunktionen entwickeln sich nach Moss primär, die Knochen-, Knorpel- und Sehnengewebe als Antwort auf diese Funktionen sekundär. Größenzunahme und Transformation werden aber hierbei von der Genetik kontrolliert.
Der Fetus wird diaplazentar mit Sauerstoff versorgt. Mit dem ersten Geburtsschrei erfolgt auch der erste Atemzug. Das Neugeborene beziehungsweise der Säugling kann noch nicht durch den Mund atmen. Eine Mundatmung ist erst mit der Deszendenz des Larynx gegen Ende der Säuglingsperiode möglich. Eine später entstehende Mundatmung wird als Dyskinesie bezeichnet.
Das Wachstum des Kiefers und die allgemeine Gesichtsentwicklung können durch die Art und Weise, wie wir atmen, beeinflusst werden. Hier sind einige wichtige Punkte, die den Zusammenhang zwischen Atmung und Kieferwachstum erläutern:
Nasenatmung:
Gesunde Entwicklung: Nasenatmung fördert die normale Entwicklung des Kiefers und der Gesichtsstrukturen. Sie unterstützt eine korrekte Zungenposition (die Zunge ruht am Gaumen), was wichtig für die richtige Entwicklung des oberen Kiefers und die Ausrichtung der Zähne ist.
Luftfilterung: Die Nase filtert, erwärmt und befeuchtet die eingeatmete Luft, was zur allgemeinen Gesundheit beiträgt.
Mundatmung:
Negative Auswirkungen: Mundatmung kann zu einer abnormen Entwicklung der Kiefer und des Gesichts führen. Häufige Mundatmung kann zu einem schmalen oberen Kiefer, einem verlängerten Gesicht und einer schlechten Bisslage führen.
Zungenposition: Bei Mundatmung liegt die Zunge oft am Boden des Mundes, was zu einer Unterentwicklung des oberen Kiefers führen kann.
Zahnbogen und Zahnstellung: Mundatmung kann zu Engständen, Kreuzbissen und anderen Zahnfehlstellungen beitragen.
Schmale Gaumen:
Kinder, die überwiegend durch den Mund atmen, entwickeln oft einen schmaleren Gaumen. Dies kann den Platz für die Zähne verringern und zu Engständen führen.
Gesichtsform:
Die Gesichtsmuskulatur und Knochenstruktur entwickeln sich anders bei Mundatmern, was zu einem längeren, schmaleren Gesicht führen kann, oft als "adenoides Gesicht" bezeichnet.
Zungen- und Lippenposition:
Die richtige Position der Zunge und Lippen ist wichtig für die normale Entwicklung des Kiefers. Mundatmung kann diese Positionen verändern und das Wachstum negativ beeinflussen.
Früherkennung:
Frühe Erkennung und Behandlung von Atemproblemen bei Kindern (wie vergrößerte Mandeln oder Polypen) kann helfen, die negativen Auswirkungen auf das Kieferwachstum zu vermeiden.
Kieferorthopädische Maßnahmen:
Bei bereits bestehenden Fehlstellungen durch Mundatmung können kieferorthopädische Geräte wie Gaumennahterweiterer eingesetzt werden, um den oberen Kiefer zu erweitern und den normalen Atemweg wiederherzustellen.
Myofunktionelle Therapie:
Übungen zur Stärkung der Zungen- und Gesichtsmuskulatur können helfen, die normale Nasenatmung zu fördern und die richtige Zungenposition wiederherzustellen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit:
Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopäden, HNO-Ärzten und Logopäden ist oft notwendig, um Atemprobleme umfassend zu behandeln und die normale Entwicklung des Kiefers zu unterstützen.
Die Art der Atmung spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Kiefers und des Gesichts. Die Förderung der Nasenatmung und die frühzeitige Behandlung von Atemproblemen sind wichtig, um eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten.